Donnerstag, 31. Juli 2025

Juli_Inspirationen des Monats


Esslinger Burg_Aussicht auf die Stadt

Stadtausflug

Ich war am Dienstag geschäftlich in Stuttgart unterwegs. Da ich eher selten in dieser Stadt bin, freue ich mich immer besonders über einen Besuch – vor allem, wenn ich alte Bekannte treffen kann. Zum Glück habe ich in vielen Städten gute Freundschaften, auch wenn wir uns nicht oft sehen. Gerade deshalb schätze ich die gemeinsame Zeit umso mehr und versuche, den Kontakt aktiv zu pflegen.

Das Treffen mit meinen Freunden war geplant, aber der spontane Abstecher nach Esslingen am Neckar war eine echte Überraschung – und zwar eine sehr positive!
Esslingen ist eine malerische Stadt mit mittelalterlichem Charme, romantischen Gassen und Fachwerkhäusern – umgeben von sanften Hügeln, die mit Weinreben bedeckt sind. Die Atmosphäre ist ruhig, stilvoll und lädt zum Entdecken ein.

Restauranttipp: Weinkeller Einhorn, Esslingen

In Esslingen haben wir im Weinkeller Einhorn gegessen – ein fast 500 Jahre alter Keller mit viel Charme und Atmosphäre. Ich konnte natürlich dem Steak nicht widerstehen. Dazu gab es frische Pfifferlinge, die vermutlich die ersten der Saison waren. Ich liebe sie einfach! Klassisches Essen, das ich selbst zu Hause eher selten koche. Umso mehr freut man sich über frische Zutaten, die mit Liebe zubereitet sind.

Wanderung: Geroldsauer Wasserfall, Baden-Baden

Ein weiterer schöner Moment war eine Wanderung in der Nähe von Baden-Baden, zum bekannten Geroldsauer Wasserfall. Die Route ist eigentlich ganz leicht, aber wir haben sie ein wenig ausgedehnt.
Ich liebe den Schwarzwald – seine Stille, die klare Luft, die kraftvolle Natur. Jedes Mal bin ich aufs Neue begeistert von der Landschaft, dem satten Grün und dem beruhigenden Rauschen der Bäche und Wasserfälle.
Obwohl ich die Strecke gut kenne, ging es diesmal vor allem darum, die gemeinsame Zeit mit Freunden zu genießen. Am Ende kehrten wir in einer Hütte ein und ließen den Ausflug gemütlich bei einem kleinen Essen ausklingen.

 Buch des Monats

Gelesen habe ich diesen Monat: „Ein Deutscher in Paris“ – ein Buch von Alfons Kaiser über Karl Lagerfeld. Wieder einmal geht es um das Thema Identität und die verschiedenen Rollen, die man im Leben einnimmt.
Ein Mann, der sich selbst erschaffen hat – und unermüdlich an sich und seinem Image gearbeitet hat.
Das Buch ist ein Muss für alle, die sich für Mode, Stil und Kulturgeschichte interessieren.

Ich liebe solche Erfolgsgeschichten – sie inspirieren mich oft mehr als die gut gemeinten Ratschläge moderner Mentalcoaches.

 Kultur

Leider war ich diesen Monat nicht im Kino. Stattdessen habe ich fast jeden Abend Interviews in meiner Muttersprache geschaut – über Literatur, Theater, Kultur und Geschichte mit verschiedenen prominenten Persönlichkeiten. Ich habe sie sehr genossen – eine schöne Form, sich inspirieren zu lassen und gleichzeitig die Sprache lebendig zu halten.

Der Juli ist wie im Flug vergangen. Ich bin dankbar, dass ich noch immer gut zwischen Planung und Spontaneität balancieren kann. Jetzt freue ich mich auf den August – und hoffe, ein wenig mehr zum Schreiben zu kommen.


Sonntag, 29. Juni 2025

Juni_ Inspirationen des Monats

 Hier sind meine Inspirationen des Monats:

  1. Der Film "Monsieur Aznavour" über Charles Aznavour hat mich wirklich tief bewegt und erneut zum Nachdenken über meine eigene Identität gebracht. Ich möchte dazu auf jeden Fall noch ausführlicher schreiben, weil mich das Thema so sehr beschäftigt. Aznavour war  nicht nur ein großartiger Sänger, sondern auch ein Mensch mit einer faszinierenden Lebensgeschichte.  Beim Anschauen des Films habe ich immer wieder gespürt, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben, egal wie schwierig der Weg auch sein mag. 

  2. Meine Reise nach Brand in Österreich hat mich sehr beeindruckt. Gerade diese Kombination aus Ruhe, Natur und einer bodenständigen, herzlichen Kultur tut mir so gut. Dort kann ich einfach abschalten, durchatmen und neue Kraft tanken.

  3. Meine kulinarische Entdeckung des Monats: Das Restaurant "Branderhof ". Das Restaurant hat mich absolut begeistert! Es verbindet auf wunderbare Weise Tradition mit moderner Küche. Die Gerichte sind authentisch, aber gleichzeitig überraschend frisch interpretiert. Das Ambiente ist so gemütlich, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe – ein perfekter Ort, um besondere Momente zu genießen.

  4. Das kleine Buch 50 Engel von Anselm Grün habe ich von einer lieben Kollegin zum Geburtstag geschenkt bekommen. Ich habe es auf einer Zugfahrt als leichte Lektüre mitgenommen und war ehrlich gesagt positiv überrascht, wie sehr mich die kurzen Texte berührt haben. Jeder Engel steht für eine bestimmte Qualität oder Lebenshilfe, die uns im Alltag begleiten kann. Die einfache, ruhige Sprache wirkt fast wie eine kleine Meditation und hat mir geholfen, zwischendurch mal runterzukommen und zu reflektieren.

  5. Besonders wertvoll waren für mich auch die langen Spaziergänge am Abend mit einer ehemaligen Kollegin. Diese Gespräche haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, alte Themen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Manchmal braucht es einfach einen neuen Menschen, mit dem man Dinge teilen kann, um besser loslassen zu können.

  6. Das Highlight dieses Monats war für mich definitiv das Theaterstück In the Solitude of the Cotton Fields in Düsseldorf. Ich bin extra hingefahren, weil ich so gespannt war, zwei unglaublich starke Schauspieler live zu sehen: John Malkovich, eine echte Legende, und Ingeborg Dopkunaite, eine sehr berühmte Schauspielerin aus Litauen. Die Vorfreude war riesig, und ich wurde nicht enttäuscht! Das Stück von Bernard-Marie Koltès ist intensiv, fast hypnotisch – eine faszinierende Auseinandersetzung mit Themen wie Macht, Einsamkeit und Kommunikation. Die Inszenierung war eine spannende Mischung aus moderner Kunst und klassischem Theater. Die Bühne war minimalistisch, aber die Atmosphäre unglaublich dicht. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Kraft allein von den beiden Darstellern ausging. Das Stück ist nicht leicht, aber genau das macht es so kraftvoll. Habe das Stück auf Englisch mit Untertiteln gesehen. Für mich war es auch eine Bestätigung, wie sehr Theater in der eigenen Muttersprache die Emotionen und feinen Nuancen noch direkter vermittelt.

    Das war mein kleiner Rückblick auf diesen Monat.  Ich wünsche euch einen spannenden und ereignisreichen Juli!


Montag, 2. Juni 2025

Ausflug nach Brand

 




Der Mai war kompliziert. Es war ein etwas schwieriger Monat, und ich fühlte mich oft erschöpft. Nicht wegen beruflichem Stress, sondern wegen einer inneren Unruhe. Zu viele Gedanken kreisten um mein Leben, meine Familie und die ganze Situation, die mich irgendwie bedrückt hat.

Ich hatte das Bedürfnis, rauszukommen. Also machte ich einen kurzen Ausflug – wieder einmal nach Vorarlberg, wo ich schon oft war. Dieses Mal entdeckte ich für mich einen kleinen Ort namens Brand. Dort leben nur etwa 770 Menschen. Eine idyllische Alpenkulisse, umgeben von beeindruckender Natur. 

Es ist bekannt für seine unberührte Landschaft, klare Bergluft und gut ausgebaute Wanderwege. Im Sommer ein perfekter Rückzugsort – ruhig, überschaubar und erholsam.

Ich bin keine Profiwanderin, aber ich gehe gern wandern – am liebsten spontan. Die Fotos, die ich gemacht habe, geben die Atmosphäre gar nicht richtig wieder. In Wirklichkeit war es noch viel schöner und vor allem beruhigend. Ich habe dort ein paar wundervolle Tage verbracht, viel reflektiert und über vieles nachgedacht. Es hat mir geholfen, neue Kraft zu schöpfen.

Was mich in Brand besonders beeindruckt hat, war die hervorragende Auswahl an Restaurants. Für einen so kleinen Ort ist das wirklich bemerkenswert. Ich  habe die drei Tage in vollen Zügen genossen – kulinarisch wie auch landschaftlich. Das Essen war ausgezeichnet, modern und gleichzeitig tief in der regionalen Tradition verwurzelt.

Die Freude wurde noch größer, als ich ganz unerwartet meine Freundin mit Ihrer Familie  aus der Schweiz dort getroffen habe. Es waren drei richtig schöne Tage, und ich hoffe sehr, dass der begonnene Sommer ein wenig entspannter wird.

Mittwoch, 30. April 2025

Inspirationen des Monats_April

Der April war stiller, als ich dachte – und doch so reich. 

Hier sind 4 Dinge, die diesen Monat für mich besonders gemacht haben:

1. Das  Buch von Jenny Kleeman "Roboterland".
Kleeman geht darin spannenden Fragen nach, wie Technologie unser Leben radikal verändert – in den Bereichen Sex, Fortpflanzung, Geburt und Tod. Wie weit sind wir bereit zu gehen, wenn Maschinen menschliche Funktionen übernehmen? Das Buch liest sich wie eine investigative Dokumentation – nachdenklich, aufrüttelnd, faszinierend. 

2. Der neue Film von Paolo Sorrentino: „Parthenope“
Im April lief in Deutschland Sorrentinos neuer Film Parthenope an – ein poetisches, visuell starkes Werk, das wie so oft bei ihm zwischen Melancholie, Schönheit und Philosophie pendelt. Sorrentino, der große neapolitanische Regisseur, zeigt einmal mehr, warum er einen festen Platz in der internationalen Kinowelt hat.

3. Eine Reise nach Armenien
April stand – ganz persönlich – im Zeichen Armeniens.
Armenien ist ein kleines Land mit großer Geschichte. Es ist das erste christliche Land der Welt, voller beeindruckender Kirchen, Klöster und Naturlandschaften. Die Menschen sind herzlich, die Kultur tief verwurzelt, die Atmosphäre authentisch. Für mich ist Armenien mehr als ein Reiseziel – es ist ein Ort der Erinnerung, der Verbundenheit, der Inspiration. Ich kann es nur empfehlen: für Geschichtsinteressierte, Naturliebhaber und alle, die abseits der Touristenpfade etwas Echtes erleben möchten.

4. Kulinarik 

Zwei Restaurants in Yerevan waren für mich eine kulinarische Entdeckung. Zwei Abende in diesen Restaurants waren unvergesslich – nicht nur wegen des Essens, sondern wegen der Atmosphäre, dem Service und dem Gefühl, willkommen zu sein. Kulinarische Erlebnisse, die im Herzen bleiben.

  • Jasaman – Ein Ort traditioneller armenischer Küche, mit einem Hauch Nostalgie. Das Ambiente ist ruhig, liebevoll gestaltet, und das Essen authentisch und reich an Aromen.
  • Barev Arev – Modern, kreativ, frisch. Hier wird armenische Küche neu interpretiert, mit Mut und Stil. Jedes Gericht eine kleine Überraschung.

Das war es für diesen Monat.

Manchmal merken wir erst im Rückblick, wie viel ein Monat uns geben kann – wenn wir uns Zeit nehmen. Zeit zum Lesen. Zeit, einen besonderen Film bewusst zu erleben. Zeit zu reisen – weit oder nah. Zeit für Genuss und neue Eindrücke.

Deshalb mein Impuls an dir:
Schenk dir selbst diesen Raum, schenk dir Zeit – und finde deine eigenen Inspirationen.

Dienstag, 29. April 2025

5 Tage in Armenien

 

Abovyan, 2025

Ich war letzte Woche in Armenien – und es war richtig schön. Der Hauptgrund für die Reise war der 65. Geburtstag meiner Tante. Wir haben uns als Familie dort getroffen, um zu feiern und ein paar tolle Tage zusammen zu verbringen.

Am Flughafen Frankfurt habe ich zuerst meinen Cousin aus London getroffen. Wir sind zusammen nach Jerewan geflogen. 4 Stunden später kamen meine Mutter, meine Schwester und ihre Tochter an. Meine Tante war schon vor Ort.  Zum Osterfrühstück waren wir bei einer Cousine von meiner Mutter eingeladen. Alle wiederzusehen war super!

Wir blieben überwiegend in Jerewan. Die Hauptstadt Armeniens ist eine lebendige und zugleich charmante Stadt, die für jeden etwas zu bieten hat – ausgezeichnete Restaurants, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und ein angenehmes Nachtleben. Besonders auffällig sind die günstigen Preise: Für ein reichhaltiges Essen mit sieben Personen haben wir selten mehr als 200 Euro bezahlt. Die Qualität der Speisen war hervorragend – frisch, authentisch und liebevoll zubereitet.

Wir haben keine klassische touristische Route unternommen, sondern zwei Ausflüge gemacht, die für uns persönlich eine besondere Bedeutung haben: Etschmiadsin und Abovyan.

Etschmiadsin gilt als das spirituelle Zentrum der Armenier – vergleichbar mit dem Vatikan für Katholiken. Armenien war das erste Land der Welt, das im Jahr 301 das Christentum als Staatsreligion annahm. In Etschmiadsin steht die gleichnamige Kathedrale, die zu den ältesten christlichen Kirchen der Welt zählt (erbaut um 303 n. Chr.). Besonders bewegend war für uns der Besuch während der Osterzeit – wir hatten das Glück, an einer feierlichen Messe teilzunehmen, die vom Katholikos, dem Oberhaupt der Armenisch-Apostolischen Kirche, geleitet wurde.

Abovyan, eine kleine Stadt etwa 10 Kilometer nordöstlich von Jerewan, war unser zweites Ziel. Für mich hat dieser Ort eine ganz persönliche Bedeutung: Hier haben sich meine Eltern kennengelernt – es war Liebe auf den ersten Blick – und ich wurde dort geboren. Meine Mutter war 18, mein Vater 24, als sie heirateten. In Abovyan zeigten wir meiner Nichte, wo wir früher gewohnt haben. Die Erinnerungen an die Vergangenheit waren stark – es war ein emotionaler Spaziergang durch die Straßen unserer Kindheit.

Im Anschluss wurden wir herzlich von ehemaligen Schulfreunden meiner Mutter und meiner Tante empfangen. Gemeinsam – etwa 15 Personen – fuhren wir in ein kleines Dorf, um frischen Fisch zu essen. In Armenien werden Stör, Forelle und Coregonus (eine Art Renke) hervorragend zubereitet! 

Armenien ist auch ein Paradies für Kräuterfreunde. Besonders im Frühling findet man überall auf den Märkten frische Wildkräuter – manche kannte ich nicht, andere liebe ich seit meiner Kindheit. Natürlich habe ich mir einige mitgenommen und in Deutschland gekocht.

Doch Armenien hat weit mehr zu bieten als gutes Essen. Das Land beeindruckt mit seiner wilden, bergigen Landschaft, historischen Klöstern und jahrtausendealter Kultur. Die Kirchen und Klöster, oft malerisch in die Natur eingebettet, erzählen Geschichten von Glauben, Widerstand und Identität.

So schön die Reise auch war – sie hat mich auch nachdenklich gemacht. Leider ist die Armut in Armenien deutlich spürbar, vor allem außerhalb von Jerewan. Viele Menschen leben noch immer in alten, nicht renovierten Häusern. Es tut weh, das zu sehen. Und ich frage mich jedes Mal: Was kann ich tun? Wie kann man diesen Menschen helfen?

Die Auswanderung ist hoch – viele Armenier suchen ihr Glück im Ausland. Ich hoffe von Herzen, dass Armenien wirtschaftlich auf einen besseren Weg findet und Perspektiven für seine Menschen schafft.

Trotz allem: Armenien ist ein tolles Reiseziel. Nicht überlaufen, voller Geschichte, mit ehrlicher Gastfreundschaft. Wenn ihr mal etwas anderes erleben wollt – fahrt hin. Ich kann es euch nur empfehlen.


Sonntag, 20. April 2025

Sinnsuche, Spiritualität und Selbstvermarktung – ein persönlicher Blick

 Letzten Freitag war das Wetter herrlich. Ich war in der Stadt – was für mich ungewöhnlich ist. Normalerweise meide ich die Innenstadt am Wochenende, vor allem dann, wenn es voll ist. Nicht, weil ich scheu bin, sondern weil ich unter der Woche bereits mit vielen Menschen in Kontakt komme. Am Wochenende brauche ich Ruhe. Dann verreise ich gern oder genieße einfach mein Zuhause.

Aber an diesem Freitag war ich da – mittendrin im Trubel. Und plötzlich fiel mir etwas auf: Auf einem kurzen Streckenabschnitt standen mehrere Gruppen, Vertreter verschiedener Kirchen und religiöser Bewegungen, dicht nebeneinander. Sie sprachen Passanten an, verteilten Flyer, warben für ihre Ideen, luden zu Gesprächen ein, versuchten Menschen zu erreichen.  Es wirkte auf mich nicht wie ein Dialogangebot, sondern wie eine Überpräsenz von Überzeugungen.

Natürlich ist das nichts Neues. Wir leben in einer freien Gesellschaft, in der jeder seinen Glauben leben darf – und das ist auch gut so. Trotzdem war es für mich in dem Moment etwas zu viel. Es hat mich nachdenklich gemacht.

Versteht mich nicht falsch: Die Sehnsucht nach Spiritualität ist menschlich. Der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Halt, nach Antworten – das ist tief in uns verankert. Gerade in einer Zeit, in der vieles unsicher ist, suchen wir nach Orientierung. Der Mensch ist ein Kollektivwesen. Und er braucht etwas, woran er glauben kann – sei es Gott, das Universum, Naturkräfte oder schlichtweg an sich selbst.
Ich selbst neige zum Grübeln. Ich reflektiere viel – manchmal zu viel. Es hat mich im Leben auch gebremst. Ich kenne die Momente, in denen man sich fragt: „Wofür das alles?“ Und gerade deshalb verstehe ich, warum so viele Menschen sich nach einer Art innerer Befreiung sehnen.

Diese Suche nach etwas Höherem, nach Sinn, nach innerer Ruhe – die begegnet mir nicht nur auf der Straße. Vor allem im Internet scheint sie omnipräsent zu sein. Dort entstehen täglich neue spirituelle Bewegungen, Coaching-Programme, Online-Kurse zur Selbstfindung. Viele Menschen – besonders Frauen – lehren andere Frauen, wie man „wirklich lebt“, wie man sich selbst „manifestiert“, die „eigene Energie freisetzt“ oder sein „inneres Kind heilt“.

Aber gleichzeitig sehe ich auch die Kehrseite. Denn wo Nachfrage ist, ist oft auch Geschäft. Spiritualität wird zunehmend zur Ware. Coaches, die Tausende Euro für Online-Kurse verlangen. Influencer*innen, die sich als moderne Gurus inszenieren. Und manche Bewegungen erinnern in Struktur und Sprache an klassische Sekten – mit strengen Hierarchien, dogmatischen Weltbildern und einer klaren Trennung zwischen „uns“ und „den anderen“.

Vor allem stört mich, wenn das Ganze einen Massencharakter bekommt. Wenn Menschen nicht mehr ihren eigenen Weg suchen, sondern nur noch dem neuesten Hype folgen. Wenn aus echter Suche nach Sinn ein Geschäftsmodell wird, das vor allem denen hilft, die daran verdienen.

Trotzdem – ich will nicht verurteilen. Ich will nur zur Achtsamkeit einladen. Denn das Leben bleibt kompliziert. Es war nie einfach – aber gerade hier in Europa geht es uns oft besser, als wir denken. Und doch sind wir so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir oft unnötig leiden.

Deshalb mein kleiner Appell:
Bleibt wach. Bleibt kritisch.
Lasst euch nichts einreden – und glaubt nicht alles, nur weil es gut klingt.
Und vor allem: Bleibt sich selbst treu.
Genießt die Ostertage.
Und gönnt euch die Ruhe, die ihr braucht :)
 

Sonntag, 13. April 2025

Tanzen – zwischen Kulturen, Nähe und Freiheit

Ich habe eine Zeit lang getanzt – nicht professionell, aber mit großer Freude.

Alles begann in Mailand, in einem Nachtclub auf einer Latino-Party. Ich konnte keine Bachata tanzen, aber die Leute dort waren offen und herzlich. Sie zeigten mir ein paar Schritte, und plötzlich war ich mitten auf der Tanzfläche. Da hat es Klick gemacht – ich wollte tanzen lernen.

Zurück in Deutschland meldete ich mich für einen Tanzkurs an. Ehrlich gesagt, lag mein Wunsch auch daran, mit einem bestimmten Mann zu tanzen. Und ja, das habe ich dann geschafft. Danach ließ mein Interesse etwas nach – aber das Ganze war ein kleines Abenteuer, das mich verändert hat.

Es war eine Herausforderung, besonders wegen meiner Herkunft. Ich komme aus dem Südkaukasus, wo die traditionellen Tänze ganz anders sind. Dort tanzt der Mann an der Seite der Frau – stolz, fast wie ein Ritter, der sie erobern will. Die Frau hält Distanz, schaut ihn nicht an, und es gibt keinen Körperkontakt. Alles ist elegant, voller Spannung und Respekt.

Ganz anders in lateinamerikanischen Tänzen: Hier ist die Nähe groß, der Körperkontakt intensiv. Für mich war das anfangs befremdlich. In meiner Kultur ist es nicht selbstverständlich, dass ein fremder Mann einer Frau so nah kommt. Und doch war da dieses Gefühl von Freiheit, von Leichtigkeit – etwas, das mich faszinierte.

Aber ich merkte schnell: So frei ist das Tanzen gar nicht. Der Mann führt, und als Frau folgt man seinen Impulsen – auch seinen tänzerischen Launen. Ich stellte fest, dass ich mich überraschend leicht führen ließ. Und ich erkannte, dass das vielleicht mit meiner Erziehung und meiner Kultur zusammenhängt – dort, wo Frauen traditionell dem Mann folgen.

Doch gleichzeitig wurde mir klar: Die Frau verleiht dem Tanz Eleganz, Sinnlichkeit, manchmal sogar eine gewisse Erotik. Sie tanzt so, als wäre alles, was geschieht, ihr eigener Wille. Vielleicht ist das auch ein Bild für gelungene Beziehungen: geführt, aber nicht kontrolliert – frei, aber nicht ziellos.

Was ich auch spannend fand: In Italien zählt oft der erste Eindruck – eine schöne Frau wird zum Tanzen eingeladen, egal wie gut sie tanzt. In Deutschland ist das anders. Hier scheint Tanzen oft ernster zu sein. Wenn eine Frau schön, aber nicht sehr tanzsicher ist, wird sie häufig gar nicht gefragt. Und viele Frauen übernehmen hier selbst die Initiative und bitten Männer zum Tanz – für mich persönlich war das ungewohnt.

Aber eines bleibt gleich, egal wo man tanzt: Beim Tanzen verschwinden Sorgen, die Stimmung hebt sich wie von selbst, und man lächelt, ohne es zu merken.

Und im Tanzen wie im Leben gilt: Wenn die Harmonie fehlt, geht man auseinander – und tanzt nie wieder miteinander.

Vielleicht gehe ich bald mal wieder tanzen. :)

 

 

Juli_Inspirationen des Monats

Esslinger Burg_Aussicht auf die Stadt Stadtausflug Ich war am Dienstag geschäftlich in Stuttgart unterwegs. Da ich eher selten in dieser ...