Sonntag, 9. Februar 2025

Bei meinen Eltern

 

Und wieder bin ich in meiner Heimatstadt bei meinen Eltern. Ich versuche, mindestens zweimal im Jahr hierher zu kommen. Ich habe meine Arbeit so organisiert, dass ich mir diese Zeit nehmen kann. Zum Glück kann man heute ortsunabhängig arbeiten, sodass ich auch hier ein wenig arbeite. Die Jahreszeit spielt dabei keine Rolle – es geht mir vor allem um die Zeit mit meinen Eltern und meiner Familie. Ich habe einen Kompromiss gefunden und denke, dass ich auf diese Weise wertvolle Zeit den Menschen schenken kann, die mich so sehr vermissen. Natürlich vermisse auch ich sie. Und ich möchte bei wichtigen Momenten immer noch für meine Familie da sein. Deshalb bin ich bei allen Jubiläen oder für uns bedeutenden Feiertagen hier. 

Seit Jahren pendle ich nun zwischen zwei Ländern. In Deutschland fehlen mir oft einfache Dinge wie gemeinsam Kaffee zu trinken, ein Abendessen mit der Familie oder spontane Besuche, um einfach zu plaudern. Wenn ich jedoch weit weg von Deutschland bin, vermisse ich meine Freunde, meine spontanen Reisen und meine Arbeit. 

 Als ich jung war und ins Ausland ging, hatte ich diese Gedanken noch nicht. Heute ist mir klar, wie schwer es sein muss, sein Kind in ein fernes, unbekanntes Land zu schicken – ungeachtet aller konservativen Traditionen, ungeachtet der eigenen Ängste und Sorgen. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass ich aus einer konservativen Gesellschaft komme, in der Frauen meist zu Hause bleiben. Damals war es nicht üblich, dass ein junges, unverheiratetes Mädchen das Elternhaus verlässt. Für diesen Mut bin ich meinen Eltern unendlich dankbar. 

 Meine Eltern hatten kein einfaches Leben. Sie haben zwar viel erreicht, aber alles hart erkämpft. Wir als Kinder haben das jedoch kaum gespürt. Für uns war das Zuhause wie ein sicherer Hafen, ein Fest. Wir fühlten uns immer beschützt und unterstützt. Dieses Gefühl der Geborgenheit, egal, was draußen in der Welt passierte. Dieses Gefühl habe ich nirgendwo sonst wieder gefunden.

Noch heute kommen meine Schwester und ich gerne nach Hause, um hier Energie zu tanken. Wir reden nicht viel – wir spüren es einfach. Hier wirst du in Ruhe gelassen, hier wirst du geliebt, verwöhnt, erwartet und akzeptiert, so wie du bist. Hier gibt es keine Eile und keinen Stress.  Es ist ein schönes Gefühl, immer noch ein Kind sein zu können. 

Und vielleicht ist es psychologisch betrachtet nicht ganz richtig, aber ich empfinde es auch als Pflicht, meine Eltern zu besuchen. Eine angenehme Pflicht, die mich nie belastet hat und auch niemals belasten wird. Wir alle werden älter, und je älter wir werden, desto bewusster gehe ich mit der Zeit um. Ich möchte einen Teil dieser Zeit meinen Eltern widmen.

Liebe Grüße

und bis bald in Deutschland :)

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