Sonntag, 20. April 2025

Zwischen Sinnsuche, Spiritualität und Selbstvermarktung – ein persönlicher Blick

 Letzten Freitag war das Wetter herrlich. Ich war in der Stadt – was für mich ungewöhnlich ist. Normalerweise meide ich die Innenstadt am Wochenende, vor allem dann, wenn es voll ist. Nicht, weil ich scheu bin, sondern weil ich unter der Woche bereits mit vielen Menschen in Kontakt komme. Am Wochenende brauche ich Ruhe. Dann verreise ich gern oder genieße einfach mein Zuhause.

Aber an diesem Freitag war ich da – mittendrin im Trubel. Und plötzlich fiel mir etwas auf: Auf einem kurzen Streckenabschnitt standen mehrere Gruppen, Vertreter verschiedener Kirchen und religiöser Bewegungen, dicht nebeneinander. Sie sprachen Passanten an, verteilten Flyer, warben für ihre Ideen, luden zu Gesprächen ein, versuchten Menschen zu erreichen.  Es wirkte auf mich nicht wie ein Dialogangebot, sondern wie eine Überpräsenz von Überzeugungen.

Natürlich ist das nichts Neues. Wir leben in einer freien Gesellschaft, in der jeder seinen Glauben leben darf – und das ist auch gut so. Trotzdem war es für mich in dem Moment etwas zu viel. Es hat mich nachdenklich gemacht.

Versteht mich nicht falsch: Die Sehnsucht nach Spiritualität ist menschlich. Der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Halt, nach Antworten – das ist tief in uns verankert. Gerade in einer Zeit, in der vieles unsicher ist, suchen wir nach Orientierung. Der Mensch ist ein Kollektivwesen. Und er braucht etwas, woran er glauben kann – sei es Gott, das Universum, Naturkräfte oder schlichtweg an sich selbst.
Ich selbst neige zum Grübeln. Ich reflektiere viel – manchmal zu viel. Es hat mich im Leben auch gebremst. Ich kenne die Momente, in denen man sich fragt: „Wofür das alles?“ Und gerade deshalb verstehe ich, warum so viele Menschen sich nach einer Art innerer Befreiung sehnen.

Diese Suche nach etwas Höherem, nach Sinn, nach innerer Ruhe – die begegnet mir nicht nur auf der Straße. Vor allem im Internet scheint sie omnipräsent zu sein. Dort entstehen täglich neue spirituelle Bewegungen, Coaching-Programme, Online-Kurse zur Selbstfindung. Viele Menschen – besonders Frauen – lehren andere Frauen, wie man „wirklich lebt“, wie man sich selbst „manifestiert“, die „eigene Energie freisetzt“ oder sein „inneres Kind heilt“.

Aber gleichzeitig sehe ich auch die Kehrseite. Denn wo Nachfrage ist, ist oft auch Geschäft. Spiritualität wird zunehmend zur Ware. Coaches, die Tausende Euro für Online-Kurse verlangen. Influencer*innen, die sich als moderne Gurus inszenieren. Und manche Bewegungen erinnern in Struktur und Sprache an klassische Sekten – mit strengen Hierarchien, dogmatischen Weltbildern und einer klaren Trennung zwischen „uns“ und „den anderen“.

Vor allem stört mich, wenn das Ganze einen Massencharakter bekommt. Wenn Menschen nicht mehr ihren eigenen Weg suchen, sondern nur noch dem neuesten Hype folgen. Wenn aus echter Suche nach Sinn ein Geschäftsmodell wird, das vor allem denen hilft, die daran verdienen.

Trotzdem – ich will nicht verurteilen. Ich will nur zur Achtsamkeit einladen. Denn das Leben bleibt kompliziert. Es war nie einfach – aber gerade hier in Europa geht es uns oft besser, als wir denken. Und doch sind wir so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir oft unnötig leiden.

Deshalb mein kleiner Appell:
Bleibt wach. Bleibt kritisch.
Lasst euch nichts einreden – und glaubt nicht alles, nur weil es gut klingt.
Und vor allem: Bleibt sich selbst treu.
Genießt die Ostertage.
Und gönnt euch die Ruhe, die ihr braucht :)
 

Sonntag, 13. April 2025

Tanzen – zwischen Kulturen, Nähe und Freiheit

Ich habe eine Zeit lang getanzt – nicht professionell, aber mit großer Freude.

Alles begann in Mailand, in einem Nachtclub auf einer Latino-Party. Ich konnte keine Bachata tanzen, aber die Leute dort waren offen und herzlich. Sie zeigten mir ein paar Schritte, und plötzlich war ich mitten auf der Tanzfläche. Da hat es Klick gemacht – ich wollte tanzen lernen.

Zurück in Deutschland meldete ich mich für einen Tanzkurs an. Ehrlich gesagt, lag mein Wunsch auch daran, mit einem bestimmten Mann zu tanzen. Und ja, das habe ich dann geschafft. Danach ließ mein Interesse etwas nach – aber das Ganze war ein kleines Abenteuer, das mich verändert hat.

Es war eine Herausforderung, besonders wegen meiner Herkunft. Ich komme aus dem Südkaukasus, wo die traditionellen Tänze ganz anders sind. Dort tanzt der Mann an der Seite der Frau – stolz, fast wie ein Ritter, der sie erobern will. Die Frau hält Distanz, schaut ihn nicht an, und es gibt keinen Körperkontakt. Alles ist elegant, voller Spannung und Respekt.

Ganz anders in lateinamerikanischen Tänzen: Hier ist die Nähe groß, der Körperkontakt intensiv. Für mich war das anfangs befremdlich. In meiner Kultur ist es nicht selbstverständlich, dass ein fremder Mann einer Frau so nah kommt. Und doch war da dieses Gefühl von Freiheit, von Leichtigkeit – etwas, das mich faszinierte.

Aber ich merkte schnell: So frei ist das Tanzen gar nicht. Der Mann führt, und als Frau folgt man seinen Impulsen – auch seinen tänzerischen Launen. Ich stellte fest, dass ich mich überraschend leicht führen ließ. Und ich erkannte, dass das vielleicht mit meiner Erziehung und meiner Kultur zusammenhängt – dort, wo Frauen traditionell dem Mann folgen.

Doch gleichzeitig wurde mir klar: Die Frau verleiht dem Tanz Eleganz, Sinnlichkeit, manchmal sogar eine gewisse Erotik. Sie tanzt so, als wäre alles, was geschieht, ihr eigener Wille. Vielleicht ist das auch ein Bild für gelungene Beziehungen: geführt, aber nicht kontrolliert – frei, aber nicht ziellos.

Was ich auch spannend fand: In Italien zählt oft der erste Eindruck – eine schöne Frau wird zum Tanzen eingeladen, egal wie gut sie tanzt. In Deutschland ist das anders. Hier scheint Tanzen oft ernster zu sein. Wenn eine Frau schön, aber nicht sehr tanzsicher ist, wird sie häufig gar nicht gefragt. Und viele Frauen übernehmen hier selbst die Initiative und bitten Männer zum Tanz – für mich persönlich war das ungewohnt.

Aber eines bleibt gleich, egal wo man tanzt: Beim Tanzen verschwinden Sorgen, die Stimmung hebt sich wie von selbst, und man lächelt, ohne es zu merken.

Und im Tanzen wie im Leben gilt: Wenn die Harmonie fehlt, geht man auseinander – und tanzt nie wieder miteinander.

Vielleicht gehe ich bald mal wieder tanzen. :)

 

 

Montag, 31. März 2025

Mein Kampf gegen die tägliche Routine oder Inspirationen des Monats

 

Und noch ein Monat ist vorbei! 

Am Ende jedes Monats werde ich hier meine Entdeckungen festhalten. Es sind keine Rezensionen, sondern einfach Dinge, die ich erlebt habe und gerne meinen Freunden empfehlen würde. Es wird etwas Neues dabei sein – aber auch Altbewährtes, das ich für mich neu entdeckt habe. Vielleicht ist ja auch für euch  etwas Inspirierendes dabei. Dieser Monat auf meiner Insprirationsliste sind:

1. Der Film „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ (Regie: Nicolás Vergara Grey, Land: Spanien, Erscheinungsjahr: 2023.) Der Film hat mich emotional nicht besonders berührt. Aber er zeigt beeindruckende Landschaften, bietet interessante Einblicke in die spanische Geschichte und thematisiert, wie depressive Zustände über Generationen hinweg weitergegeben werden können. Für mich persönlich war er außerdem eine Erinnerung daran, dass Menschen in der ganzen Welt  in völlig gegensätzlichen politischen Systemen aufgewachsen sind. Und diese Anschauungsweisen prägen unser Leben bis heute. 

2. Das Buch „Ikigai von Ken Mogi. Dieses Buch wird sicherlich in vielen Coachings und Trainings verwendet werden. Es behandelt ein aktuelles und populäres Thema, und man kann auf jeden Fall etwas daraus mitnehmen. Für mich war es eine Einladung, die japanische Kultur zu genießen. Da ich diese Kultur sehr faszinierend finde, habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen.

3. Das Restaurant „Il Teatro“ in Karlsruhe: Ein Fest für die Sinne! Wunderschöne Atmosphäre und perfekt zubereitetes Essen – ein echter Genuss. Ich habe einen unvergesslichen Abend mit meinen Freunden im Restaurant verbracht. 

4. WanderungDie Pfalz überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Wunderschöne Weinberge, malerische Dörfer und herzliche Menschen Vielleicht kennen Sie den Weg bereits. Ich habe ihn diesmal jedoch ganz allein gemeistert – und das hat mir unglaublich gutgetan. Wunderschöne Ausblicke und pure Ruhe.

5. Musik: Musik begleitet mich immer. Ich liebe Musik und ich höre verschiedene Sachen. Der März stand für mich ganz im Zeichen von Verdi. Ich habe seine Musik völlig neu für mich entdeckt und fast täglich genossen. Hier ist ein besonderes Stück: Ouvertüre zu „La forza del destino“ – kraftvoll, dramatisch und mitreißend.

 Das war es für diesen Monat.

Und auch wenn ihr in meiner Liste nichts für euch entdeckt, lade ich euch ein, ganz bewusst etwas Neues auszuprobieren – um der täglichen Routine zu entfliehen.

Einen schönen April wünsche ich euch!

 

Sonntag, 23. März 2025

Meine Arbeit

Ich liebe Fremdsprachen! Und seit 2012 unterrichte ich. Das ist vielleicht nicht allzu lange, aber genug, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Ich habe in großen Firmen unterrichtet, privaten Einzelunterricht gegeben, online Kurse geleitet sowie kurze und lange Lehrgänge durchgeführt. Tatsächlich erinnere ich mich noch an viele dieser Kurse. Nicht an jede einzelne Person, aber an viele. 

Ich mag meine Arbeit. Schon immer wusste ich, dass ich eines Tages unterrichten werde. Und ich möchte auf jeden Fall im Bildungsbereich bleiben.

Da ich selbst die Freiheit sehr schätze, mag ich es nicht, strenge Anweisungen zu geben oder dominant aufzutreten. Auch in meinen Kursen lege ich keinen großen Wert auf Strenge. Mein Fokus liegt vielmehr auf Motivation. Trotzdem habe ich klare Ziele: Der Lernprozess muss voranschreiten, und meine Aufgabe ist es, die Teilnehmenden auf diesem Weg zu begleiten.

Obwohl ich Schulpädagogik studiert habe, würde ich mich in einem klassischen Schulumfeld nicht wohl fühlen. Der strenge Regelkatalog und die formellen Strukturen sind nicht das, was mich begeistert. Ich bevorzuge es, auf Augenhöhe zu unterrichten und flexibel auf die Bedürfnisse der Lernenden einzugehen.

Eine besondere Herausforderung ist für mich meine Stimme. Sie ist von Natur aus weder dominant noch laut. Beim Unterrichten muss ich mich stark auf meine Stimme konzentrieren, was oft zu Halsschmerzen führt. Dennoch nehme ich diese Herausforderung gerne an.

Jeder Kurs ist wie eine kleine Beziehung, die irgendwann endet. Am Anfang weiß man nie genau, was einen erwartet. Doch mit der Zeit lernt man, dass es nicht darum geht, allen zu gefallen. Vielmehr geht es darum, die Teilnehmenden für die gemeinsame Zeit zu gewinnen und sie für das Fach zu begeistern. Der Moment des Abschieds ist immer wieder besonders. Die Menschen gehen, neue kommen. Es ist ein schöner Prozess, bei dem man beobachten kann, wie sich die Teilnehmenden nach und nach in der neuen Sprache ausdrücken können.

Besonders bei langen Kursen, die über mehrere Monate gehen, ist es eine Kunst, die Gruppe zusammenzuhalten. Dazu gehören Empathie, Menschenkenntnis und vor allem Geduld. Geduld ist heutzutage keine selbstverständliche Tugend mehr, aber sie ist in vielen Berufen von unschätzbarem Wert. Als Lehrkraft stehe ich im Mittelpunkt, doch es geht nicht um mich, sondern um die Menschen, die lernen möchten. Ihr Fortschritt ist das eigentliche Ziel, und nichts sollte diesem Lernprozess im Weg stehen.

Lehrkräfte hinterlassen bleibende Eindrücke. Unser Ziel sollte es sein, in guter Erinnerung zu bleiben – auch wenn die Wahrnehmung von Lehrenden immer subjektiv ist. Ich hatte das Glück, in meinem Leben viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer zu haben. Sie haben mich inspiriert und mir gezeigt, wie wichtig es ist, mit Freude und Leidenschaft zu unterrichten. Besonders an der Universität habe ich viel gelernt und gesehen, wie man mit Wissen und Begeisterung andere motivieren kann. 

Warum habe ich diesen Artikel geschrieben? Weil ich eine neue Ära in meinem Berufsleben beginne. Ich werde meine Unterrichtsstunden reduzieren und mich stärker auf Bildungsprojekte und die Ausbildung von Lehrkräften konzentrieren.

Das war eine Reflexion und meine Gedanken über meine Tätigkeit.

Samstag, 15. Februar 2025

Kino

Erinnert ihr euch noch daran, was euer Traumberuf in der Kindheit war? Bis zu meinem 7. Lebensjahr wollte ich unbedingt Paläontologin werden und nach uralten Lebewesen suchen. Danach träumte ich davon, Filmkritikerin zu werden. Ich wollte an der Universität für Kinematografie studieren. Die Kinematografie begleitet mich seit meiner Kindheit. Mein Opa war nämlich Filmvorführer in einem kleinen georgischen Dorf. Und er war dort wie ein Kinostar. Er brachte die Filme ins Dorf und zeigte sie in einem kleinen Kino. Dieses Kino ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ich weiß sogar noch, wie mein erster Kinofilm hieß, den ich damals gesehen habe. Meine Oma verkaufte die Eintrittskarten, und der Kinosaal war immer voll. Alle warteten gespannt auf neue Filme. Damals waren Bollywood-Filme sehr beliebt, ebenso wie italienische und französische Komödien. Als meine Großeltern später in die Stadt zogen, arbeitete mein Opa in großen Kinos. Er wurde dort schnell bekannt, und wir hatten das Vergnügen, oft umsonst ins Kino zu gehen. Natürlich kannten wir uns im Kino bestens aus. Meine Großeltern hatten ein großes Haus, und manchmal veranstaltete mein Opa dort Filmvorführungen. Das war sehr schön. Ich erinnere mich an die großen, schönen Filmposter, die riesige Kinotechnik, die Projektoren und die Objektive. Mein Opa hatte Magazine mit neun Filmen, die ich gern gelesen habe. Und ich führte ein Heft, in dem ich alle Filme notierte, die ich gesehen hatte: den Namen, das Erscheinungsjahr, die Hauptdarsteller, den Regisseur, den Drehbuchautor und den Kameramann. Bis heute achte ich auf die Arbeit der Kameraleute und darauf, wie ein Film gedreht wurde. Leider ist dieses Heft nach zahlreichen Umzügen meiner Familie verschwunden. Die Informationen daraus hatte ich jedoch sehr lange im Kopf. Das war mein leidenschaftliches Hobby – ein bisschen seltsam für ein Kind, oder? Meine Familie war von Filmen fasziniert. Die Erwachsenen erzählten uns Kindern von bestimmten Filmen oder empfahlen sie uns. Mein Vater arbeitete eine Zeit lang auch im Filmbereich. Er betrieb eines der ersten Videobars, in denen die Leute ausländische Konzerte oder Filme sehen konnten – was damals revolutionär war. Aus diesem Grund hatten wir zu Hause einen Videorekorder und genossen amerikanische Filme. Als ich studierte, entdeckte ich für mich anspruchsvolle Filme von bekannten Regisseuren aus Italien und Frankreich. Nachts schaute ich Filme, und tagsüber studierte ich. Als ich nach Europa kam, versuchte ich, Orte zu besuchen, die mit der Filmproduktion verbunden waren. Meine Schwester betrieb später eine Videothek in unserer Stadt und verlieh Filme. Wieder spielte das Kino eine besondere Rolle in unserer Familie. Heute bin ich leider nicht mehr so auf dem neuesten Stand. Ich gehe zwar immer noch gern ins Kino, oft sogar allein, wenn ich etwas Anspruchsvolles sehen möchte. Ich gehe dann meist nach der Arbeit am Nachmittag, wenn der Kinosaal nicht so voll ist, und genieße die Filme in Ruhe. Hier werde ich ab und zu über neue Filme berichten, die ich gesehen habe – nicht als Kritikerin, sondern als Empfehlung.

Sonntag, 9. Februar 2025

Bei meinen Eltern

 

Und wieder bin ich in meiner Heimatstadt bei meinen Eltern. Ich versuche, mindestens zweimal im Jahr hierher zu kommen. Ich habe meine Arbeit so organisiert, dass ich mir diese Zeit nehmen kann. Zum Glück kann man heute ortsunabhängig arbeiten, sodass ich auch hier ein wenig arbeite. Die Jahreszeit spielt dabei keine Rolle – es geht mir vor allem um die Zeit mit meinen Eltern und meiner Familie. Ich habe einen Kompromiss gefunden und denke, dass ich auf diese Weise wertvolle Zeit den Menschen schenken kann, die mich so sehr vermissen. Natürlich vermisse auch ich sie. Und ich möchte bei wichtigen Momenten immer noch für meine Familie da sein. Deshalb bin ich bei allen Jubiläen oder für uns bedeutenden Feiertagen hier. 

Seit Jahren pendle ich nun zwischen zwei Ländern. In Deutschland fehlen mir oft einfache Dinge wie gemeinsam Kaffee zu trinken, ein Abendessen mit der Familie oder spontane Besuche, um einfach zu plaudern. Wenn ich jedoch weit weg von Deutschland bin, vermisse ich meine Freunde, meine spontanen Reisen und meine Arbeit. 

 Als ich jung war und ins Ausland ging, hatte ich diese Gedanken noch nicht. Heute ist mir klar, wie schwer es sein muss, sein Kind in ein fernes, unbekanntes Land zu schicken – ungeachtet aller konservativen Traditionen, ungeachtet der eigenen Ängste und Sorgen. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass ich aus einer konservativen Gesellschaft komme, in der Frauen meist zu Hause bleiben. Damals war es nicht üblich, dass ein junges, unverheiratetes Mädchen das Elternhaus verlässt. Für diesen Mut bin ich meinen Eltern unendlich dankbar. 

 Meine Eltern hatten kein einfaches Leben. Sie haben zwar viel erreicht, aber alles hart erkämpft. Wir als Kinder haben das jedoch kaum gespürt. Für uns war das Zuhause wie ein sicherer Hafen, ein Fest. Wir fühlten uns immer beschützt und unterstützt. Dieses Gefühl der Geborgenheit, egal, was draußen in der Welt passierte. Dieses Gefühl habe ich nirgendwo sonst wieder gefunden.

Noch heute kommen meine Schwester und ich gerne nach Hause, um hier Energie zu tanken. Wir reden nicht viel – wir spüren es einfach. Hier wirst du in Ruhe gelassen, hier wirst du geliebt, verwöhnt, erwartet und akzeptiert, so wie du bist. Hier gibt es keine Eile und keinen Stress.  Es ist ein schönes Gefühl, immer noch ein Kind sein zu können. 

Und vielleicht ist es psychologisch betrachtet nicht ganz richtig, aber ich empfinde es auch als Pflicht, meine Eltern zu besuchen. Eine angenehme Pflicht, die mich nie belastet hat und auch niemals belasten wird. Wir alle werden älter, und je älter wir werden, desto bewusster gehe ich mit der Zeit um. Ich möchte einen Teil dieser Zeit meinen Eltern widmen.

Liebe Grüße

und bis bald in Deutschland :)

Montag, 20. Januar 2025

Eine Hommage an die Freundschaft

Was macht eine gute Freundschaft aus? Kann man viele echte Freunde haben? Und was unterscheidet echte Freunde von guten Bekannten? Ich komme aus einer Kultur, in der Freundschaft einen hohen Stellenwert hat. Schon in der Kindheit wurden wir durch Beispiele aus Literatur und Kunst gelehrt, dass es etwas Wertvolles ist, einen Freund zu haben. Freundschaft wird als ein Schatz betrachtet, den es zu pflegen gilt. Zum Glück habe ich Freunde – und nicht nur irgendwelche, sondern gute Freunde. Sie machen keinen Stress, sie nehmen mich, wie ich bin. Wir sehen uns nicht jeden Tag, aber jedes Treffen ist ein schöner Moment, auf den man sich freuen kann. Wir waren in schwierigen Zeiten füreinander da, haben uns gegenseitig unterstützt und damit gezeigt, was echte Freundschaft bedeutet. Es ist einfach wichtig, zu wissen, dass es jemanden gibt, der dich bedingungslos unterstützt. Jemanden, der deine Freuden und Sorgen teilt. Mit meinen Freunden habe ich so viele Dinge erlebt – traurige und lustige Momente gleichermaßen. Und immer, wenn wir uns treffen, lachen wir viel und erinnern uns an die alten Zeiten. Einen guten Freund zu haben, ist wie eine zweite Familie zu besitzen. Wahre Freunde sind loyal, sie sind nicht neidisch. Sie kennen dich, akzeptieren deinen manchmal schwierigen Charakter und stehen trotzdem an deiner Seite. Freunde freuen sich aufrichtig für dich, wenn es dir gut geht. Mit Freunden teilst du Werte, aber oft habt ihr unterschiedliche Meinungen, was die Freundschaft nur bereichern kann. Ihr könnt auch mal streiten, aber das schadet der Freundschaft nicht – im Gegenteil, es macht sie oft stärker. Allerdings habe ich eine subjektive Meinung, die vielleicht nicht jeder teilt: Ich glaube nicht an Freundschaften zwischen Männern und Frauen. Entweder waren diese zwei einmal ein Paar, oder es besteht eine Sympathie, bei der einer in der "Friendzone" bleibt – und das ist nicht immer einfach. Doch unabhängig von diesen Gedanken: Freunde zu haben, ist ein großes Geschenk. Es ist etwas Schönes und Wertvolles, das man nie für selbstverständlich halten sollte. Ich wünsche meinen Freunden von Herzen alles Gute! Ihr seid großartig. ❤️

Zwischen Sinnsuche, Spiritualität und Selbstvermarktung – ein persönlicher Blick

 Letzten Freitag war das Wetter herrlich. Ich war in der Stadt – was für mich ungewöhnlich ist. Normalerweise meide ich die Innenstadt am Wo...