Letzten
Freitag war das Wetter herrlich. Ich war in der Stadt – was für mich
ungewöhnlich ist. Normalerweise meide ich die Innenstadt am Wochenende, vor allem
dann, wenn es voll ist. Nicht, weil ich scheu bin, sondern weil ich unter der
Woche bereits mit vielen Menschen in Kontakt komme. Am Wochenende brauche ich
Ruhe. Dann verreise ich gern oder genieße einfach mein Zuhause.
Aber an diesem Freitag war ich da – mittendrin im Trubel. Und plötzlich fiel mir etwas auf: Auf einem kurzen Streckenabschnitt standen mehrere Gruppen, Vertreter verschiedener Kirchen und religiöser Bewegungen, dicht nebeneinander. Sie sprachen Passanten an, verteilten Flyer, warben für ihre Ideen, luden zu Gesprächen ein, versuchten Menschen zu erreichen. Es wirkte auf mich nicht wie ein Dialogangebot, sondern wie eine Überpräsenz von Überzeugungen.
Natürlich
ist das nichts Neues. Wir leben in einer freien Gesellschaft, in der jeder
seinen Glauben leben darf – und das ist auch gut so. Trotzdem war es für mich
in dem Moment etwas zu viel. Es hat mich nachdenklich gemacht.
Versteht
mich nicht falsch: Die Sehnsucht nach Spiritualität ist menschlich. Der Wunsch
nach Zugehörigkeit, nach Halt, nach Antworten – das ist tief in uns verankert.
Gerade in einer Zeit, in der vieles unsicher ist, suchen wir nach Orientierung.
Der Mensch ist ein Kollektivwesen. Und er braucht etwas, woran er glauben kann
– sei es Gott, das Universum, Naturkräfte oder schlichtweg an sich selbst.
Ich selbst neige zum Grübeln. Ich reflektiere viel – manchmal zu viel. Es hat mich im Leben auch gebremst. Ich kenne die Momente, in denen man sich fragt: „Wofür das alles?“ Und gerade deshalb verstehe ich, warum so viele Menschen sich nach einer Art innerer Befreiung sehnen.
Ich selbst neige zum Grübeln. Ich reflektiere viel – manchmal zu viel. Es hat mich im Leben auch gebremst. Ich kenne die Momente, in denen man sich fragt: „Wofür das alles?“ Und gerade deshalb verstehe ich, warum so viele Menschen sich nach einer Art innerer Befreiung sehnen.
Diese Suche nach etwas Höherem, nach Sinn, nach innerer Ruhe – die begegnet mir nicht nur auf der Straße. Vor allem im Internet scheint sie omnipräsent zu sein. Dort entstehen täglich neue spirituelle Bewegungen, Coaching-Programme, Online-Kurse zur Selbstfindung. Viele Menschen – besonders Frauen – lehren andere Frauen, wie man „wirklich lebt“, wie man sich selbst „manifestiert“, die „eigene Energie freisetzt“ oder sein „inneres Kind heilt“.
Aber gleichzeitig sehe ich auch die Kehrseite. Denn wo Nachfrage ist, ist oft auch Geschäft. Spiritualität wird zunehmend zur Ware. Coaches, die Tausende Euro für Online-Kurse verlangen. Influencer*innen, die sich als moderne Gurus inszenieren. Und manche Bewegungen erinnern in Struktur und Sprache an klassische Sekten – mit strengen Hierarchien, dogmatischen Weltbildern und einer klaren Trennung zwischen „uns“ und „den anderen“.
Vor allem stört mich, wenn das Ganze einen Massencharakter bekommt. Wenn Menschen nicht mehr ihren eigenen Weg suchen, sondern nur noch dem neuesten Hype folgen. Wenn aus echter Suche nach Sinn ein Geschäftsmodell wird, das vor allem denen hilft, die daran verdienen.
Trotzdem – ich will nicht verurteilen. Ich will nur zur Achtsamkeit einladen. Denn das Leben bleibt kompliziert. Es war nie einfach – aber gerade hier in Europa geht es uns oft besser, als wir denken. Und doch sind wir so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir oft unnötig leiden.
Deshalb mein kleiner Appell:
Bleibt wach. Bleibt kritisch.
Lasst euch nichts einreden – und glaubt nicht alles, nur weil es gut klingt.
Und vor allem: Bleibt sich selbst treu.
Genießt die Ostertage.
Und gönnt euch die Ruhe, die ihr braucht :)
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