Abovyan, 2025 |
Ich war
letzte Woche in Armenien – und es war richtig schön. Der Hauptgrund für die
Reise war der 65. Geburtstag meiner Tante. Wir haben uns als Familie dort
getroffen, um zu feiern und ein paar tolle Tage zusammen zu verbringen.
Am Flughafen Frankfurt habe ich zuerst meinen Cousin aus London getroffen. Wir sind zusammen nach Jerewan geflogen. 4 Stunden später kamen meine Mutter, meine Schwester und ihre Tochter an. Meine Tante war schon vor Ort. Zum Osterfrühstück waren wir bei einer Cousine von meiner Mutter eingeladen. Alle wiederzusehen war super!
Wir blieben überwiegend in Jerewan. Die Hauptstadt Armeniens ist eine lebendige und zugleich charmante Stadt, die für jeden etwas zu bieten hat – ausgezeichnete Restaurants, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und ein angenehmes Nachtleben. Besonders auffällig sind die günstigen Preise: Für ein reichhaltiges Essen mit sieben Personen haben wir selten mehr als 200 Euro bezahlt. Die Qualität der Speisen war hervorragend – frisch, authentisch und liebevoll zubereitet.
Wir haben
keine klassische touristische Route unternommen, sondern zwei Ausflüge gemacht,
die für uns persönlich eine besondere Bedeutung haben: Etschmiadsin und Abovyan.
Etschmiadsin gilt als das spirituelle Zentrum
der Armenier – vergleichbar mit dem Vatikan für Katholiken. Armenien war das
erste Land der Welt, das im Jahr 301 das Christentum als Staatsreligion annahm.
In Etschmiadsin steht die gleichnamige Kathedrale, die zu den ältesten
christlichen Kirchen der Welt zählt (erbaut um 303 n. Chr.). Besonders bewegend
war für uns der Besuch während der Osterzeit – wir hatten das Glück, an einer
feierlichen Messe teilzunehmen, die vom Katholikos, dem Oberhaupt der
Armenisch-Apostolischen Kirche, geleitet wurde.
Abovyan, eine kleine Stadt etwa 10
Kilometer nordöstlich von Jerewan, war unser zweites Ziel. Für mich hat dieser
Ort eine ganz persönliche Bedeutung: Hier haben sich meine Eltern kennengelernt
– es war Liebe auf den ersten Blick – und ich wurde dort geboren. Meine Mutter
war 18, mein Vater 24, als sie heirateten. In Abovyan zeigten wir meiner Nichte, wo wir früher gewohnt haben. Die Erinnerungen an die Vergangenheit
waren stark – es war ein emotionaler Spaziergang durch die Straßen unserer
Kindheit.
Im Anschluss wurden wir herzlich von ehemaligen Schulfreunden meiner Mutter und meiner Tante empfangen. Gemeinsam – etwa 15 Personen – fuhren wir in ein kleines Dorf, um frischen Fisch zu essen. In Armenien werden Stör, Forelle und Coregonus (eine Art Renke) hervorragend zubereitet!
Armenien ist
auch ein Paradies für Kräuterfreunde. Besonders im Frühling findet man überall
auf den Märkten frische Wildkräuter – manche kannte ich nicht, andere liebe ich
seit meiner Kindheit. Natürlich habe ich mir einige mitgenommen und in
Deutschland gekocht.
Doch
Armenien hat weit mehr zu bieten als gutes Essen. Das Land beeindruckt mit
seiner wilden, bergigen Landschaft, historischen Klöstern und jahrtausendealter
Kultur. Die Kirchen und Klöster, oft malerisch in die Natur eingebettet,
erzählen Geschichten von Glauben, Widerstand und Identität.
So schön die
Reise auch war – sie hat mich auch nachdenklich gemacht. Leider ist die Armut
in Armenien deutlich spürbar, vor allem außerhalb von Jerewan. Viele Menschen
leben noch immer in alten, nicht renovierten Häusern. Es tut weh, das zu sehen.
Und ich frage mich jedes Mal: Was kann ich tun? Wie kann man diesen Menschen
helfen?
Die Auswanderung ist hoch – viele Armenier suchen ihr Glück im Ausland. Ich hoffe von Herzen, dass Armenien wirtschaftlich auf einen besseren Weg findet und Perspektiven für seine Menschen schafft.
Trotz allem:
Armenien ist ein tolles Reiseziel. Nicht überlaufen, voller Geschichte, mit
ehrlicher Gastfreundschaft. Wenn ihr mal etwas anderes erleben wollt – fahrt
hin. Ich kann es euch nur empfehlen.
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