Samstag, 30. November 2024

Ein schönes Treffen auf dem Adventsmarkt

Lous, Erna, "Innig geliebte Annelie", Brighton Verlag GmbH, Framersheim 2019

Heute habe ich wieder den Künstlermarkt in unserer Stadt besucht – eine liebgewonnene Tradition, die ich nicht mehr missen möchte. Dort treffe ich regelmäßig eine besondere Frau, die fast 35 Jahre lang aktiv an diesem Markt teilgenommen hat. Vor einigen Jahren hat sie sich zwar aus der Teilnahme zurückgezogen, aber unser Ritual ist geblieben: Wir begegnen uns dort, trinken gemeinsam eine Tasse Tee oder Kaffee, plaudern ein wenig und tauschen kleine Geschenke aus. 
Unsere Verbindung reicht weit zurück. Ich habe sie über ihre Eltern kennengelernt, denen ich während meiner Studienzeit im Haushalt half – aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal. Was zählt, ist, dass wir uns bis heute nahe geblieben sind. 
Wir treffen uns zwei Mal im Jahr: zu Weihnachten und zu Ostern. Diese Treffen dauern nicht lange, vielleicht eine Stunde, aber diese Zeit ist immer erfüllend. Sie reicht aus, um uns gegenseitig positive Energie zu schenken. Es tut uns beiden einfach gut. Ich schätze es besonders, wenn sie mir von ihrem Leben erzählt. Sie hat eine so reiche Lebenserfahrung, und ich höre ihr gern zu, während ich auch meine Gedanken mit ihr teile. 
Sie ist eine unglaublich kreative Person mit "goldenen Händen". Zu Weihnachten bekomme ich jedes Jahr ein kleines Geschenk von ihr – handgemachte Sachen, die meine kleine Sammlung immer weiter wachsen lassen. Darauf bin ich sehr stolz. 
Ihre handwerklichen Fähigkeiten sind beeindruckend. Sie kann nahezu alles: nähen, basteln, häkeln. Besonders ihre Patchworkarbeiten und Applikationen aus Baumwollstoffen sind wahre Kunstwerke. Darüber hinaus hat sie ein außergewöhnliches Talent dafür, alte Porzellanpuppen zu restaurieren und ihnen neues Leben einzuhauchen.
Aber das ist nicht alles: Sie ist auch eine leidenschaftliche Schriftstellerin. Sie schreibt Tagebücher, Kurzgeschichten und reflektiert in ihren Texten ihr Leben. Für sie ist das Schreiben eine Art Therapie, um die Vergangenheit zu verarbeiten und ihr Leben zu ordnen. 
Derzeit lese ich ihr Buch mit dem Titel „Innig geliebte Annelie“. Es ist eine Mischung aus persönlicher Biografie und historischer Erzählung, die die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg beschreibt. Die Geschichte ist tief bewegend und bietet einen schonungslosen Einblick in die Grausamkeiten dieser Epoche. Obwohl einige Passagen schwer zu ertragen sind, fesselt mich das Buch mit seiner Authentizität und seinem menschlichen Tiefgang.
Das Buch ist nicht nur eine Bereicherung für jeden, der sich für Geschichte interessiert, sondern auch eine wertvolle Lektüre, um die Bedeutung von Resilienz und Reflexion zu verstehen. Es lädt dazu ein, über die großen und kleinen Geschichten des Lebens nachzudenken – über Liebe, Verlust und die Stärke, die aus beidem erwachsen kann.

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